Samstag, 18-19 Uhr, Großes Zelt
Moderation: Knut Elstermann
Madrid, in der Gegenwart: Zwei Menschen begegnen einander im Beichtstuhl einer kleinen Pfarrkirche am nordöstlichen Rand der Stadt, der eine ein Priester, der andere ein junger Mann, der offenbar schwer unter einer Sünde leidet, die er kaum auszusprechen vermag.
Er flieht aus dem Beichtstuhl, kehrt aber am Folgetag zurück. Die immer intensiver werdenden Gespräche der beiden zeichnen allmählich ein Bild dessen, was diesen »Sünder« tatsächlich quält. Die doppelte Abgründigkeit seiner Beichte zieht auch den Priester in die Kluft zwischen Wort und Tat und den Leser unweigerlich in einen Sog aus Fragen, die jeden einzelnen von uns betreffen: Ist unsere Liebe wirklich so selbstlos, wie wir glauben? Wie stark bedingen traumatische Ereignisse der Kindheit unsere Gefühlswelt? Wie sehr leiten ungelöste Probleme unser Handeln? Welche Macht übt die Gesellschaft aus, indem sie bestimmte Wirklichkeiten tabuisiert?
Mit Genauigkeit und Einfühlungsvermögen widmet sich Steven Uhly einer Thematik, die seit Jahren weltweit für Schlagzeilen sorgt. Doch anders als die gängigen Litaneien von Schuld und Sühne zeigt seine äußerst persönliche Herangehensweise Räume auf, die auch denjenigen zugänglich sind, die viel zu früh ihre Unschuld verloren haben und deren gesamte Existenz dadurch zutiefst bedroht ist.
Steven Uhly wurde am sechsten Juni 1964 in Köln geboren. Sein Vater ist Bengale aus Chittagong, seine Mutter Deutsche aus Gerolstein. Uhly wuchs mit seiner Mutter und seinem spanischen Stiefvater auf. Nach dem Abitur verbrachte er ein Jahr in Valencia (Spanien), wo er sich zum Dolmetscher und Übersetzer ausbilden ließ. Anschließend studierte er spanische, portugiesische und deutsche Literaturwissenschaften in Köln, Bonn und Lissabon. Steven Uhly lebt mit seiner Familie in München.